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Gerolsteiner scheitert mit Schadenersatzklage

Der Birresborner Phönix Sprudel, der zum Gerolsteiner Brunnen gehört, ist mit einer Schadenersatzklage in Millionenhöhe gegen den ehemaligen Holzverarbeitungsbetrieb Vanck gescheitert.

Einen neuen Anlauf, einen Schuldigen für die Verseuchung der Quellen zu finden, will das Unternehmen nicht starten. 2003 hat der Phönix Sprudel wegen Verunreinigung seiner Quellen dichtgemacht, 25 Menschen haben ihren Job verloren.

Birresborn/Gerolstein/Malbergweich. Die Nachricht vom 11. November 2003 schlug ein wie eine Bombe: "Birresborner Phönix Sprudel schließt Werk aufgrund gesetzlicher Auflagen - Birresborner Quellwasser möglicherweise durch Altlasten aus holzverarbeitendem Betrieb beeinträchtigt". Mit diesen Worten war die damalige Pressemitteilung des Birresborner Phönix Sprudels überschrieben. Die Folgen: 25 Menschen im strukturschwachen Kylltal haben von jetzt auf gleich ihren Job verloren, viele Familien gerieten in Existenznot. Die Firma, eine hundertprozentige Tochter des Gerolsteiner Brunnens, ist aus heiterem Himmel vom Markt verschwunden; und mit ihr die Traditionsmarke Birresborner.

205 000 Euro Verfahrenskosten


Bereits in der ersten Mitteilung des Unternehmens von der Werksschließung sind klare Verdachtsmomente geäußert worden. Im Schreiben hieß es: "Es ist zu vermuten, dass es durch Sanierungsarbeiten auf dem ehemaligen Betriebsgelände eines Werks zur Holzverarbeitung zu nachhaltigen Beeinträchtigungen der Birresborner Quellen gekommen ist." Daraufhin hat Birresborner - vertreten durch Liquidator Joachim Schwarz, der zugleich kaufmännischer Geschäftsführer des Gerolsteiner Brunnens ist - 2004 eine Schadenersatzklage mit einem Streitwert von zuletzt 4,2 Millionen Euro gegen die Firma Vanck eingereicht. Und nun, siebeneinhalb Jahre später, zurückgenommen. Denn: Trotz zweier umfangreicher Gutachten (in die der TV Einblick genommen hat) konnte ein Zusammenhang zwischen dem Holzimprägnierwerk sowie den Verunreinigungen auf dessen Gelände mit der Kontamination der Mineralwasserquellen nicht hergestellt werden.
Nach der Rücknahme der Klage ist das Verfahren beendet. Die Klägerin, also letztlich der Gerolsteiner Brunnen, muss die Kosten übernehmen. Das sind nach Auskunft des Landgerichts 205 000 Euro. 83 000 Euro davon fielen allein für die Beweisaufnahme an. Auf TV-Anfrage teilte Joachim Schwarz mit: "Eine Herkunft der Schadstoffe in der Hauptquelle des Birresborner Mineralbrunnens von dem Gelände (Vanck, Anmerkung der Redaktion) konnte nicht nachgewiesen werden, eine mögliche Herkunft der Schadstoffe in der anderen Quelle war nicht Beweisthema. Aufgrund des Ergebnisses der Beweisaufnahme hat sich der Liquidator des Birresborner Phönix Sprudel entschlossen, die Klage gegen die Eigentümer und Betreiber des ehemaligen Holz-imprägnierwerks zurückzunehmen."
Und es soll auch keinen neuen Anlauf geben, einen Verursacher für die Verunreinigung der Quellen zu finden. So teilt Schwarz weiter mit: "Eine weitere Untersuchung zur Herkunft der Schadstoffe würde die Möglichkeiten des Unternehmens Birresborner Phönix Sprudel überschreiten."
Doch nicht nur Schwarz schlägt damit das Kapitel Birresborner endgültig zu, sondern auch die Familie Vanck aus Malbergweich. So sagt Horst Vanck (72), der letzte Geschäftsführer des Holzimprägnierwerks in Birresborn: "Es ist eine große Erleichterung, nicht dafür verantwortlich zu sein, dass 25 Leuten die Arbeit genommen wurde. Aber natürlich bin ich auch froh, die hohe Schadenersatzzahlung nicht leisten zu müssen. Da ging es immerhin um mehr als vier Millionen Euro."
Ex-Geschäftsführer erleichtert


Das sei ihm alles in den vergangenen Jahren "sehr nahegegangen". Denn der im Raum stehende Verdacht sei "naheliegend" gewesen, sagt der 72-Jährige, der nach eigener Aussage selbst in Birresborn zur Schule gegangen ist, lange im Dorf im Kylltal gelebt und dort noch immer viele Bekannte hat.
Seine Frau Ingrid, selbst Rechtsanwältin, geht derweil nach dem Ende des mehrjährigen und "sehr belastenden Rechtsstreits" in die Offensive. Sie sagt: "Ich bin froh und erleichtert, dass jetzt niemand mehr behaupten darf, dass wir schuld sind an der Schließung des Sprudels und am Verlust der Arbeitsplätze. Und ich verspüre Genugtuung, dass die Rechnung des Gerolsteiner Brunnens nicht aufgegangen ist."



Birresborn ist viele Jahre für sein Mineralwasser berühmt gewesen. Zeitweise gibt es sogar zwei Mineralwasserbetriebe im Dorf. Bereits in der Römerzeit wird das Wasser der Lindenquelle getrunken, an das heute noch der restaurierte Quell-Pavillon auf der rechten Seite der Straße aus Gerolstein weit vor dem eigentlichen Ortseingang erinnert. Und wo man heute noch vom Wasser kosten kann. 1726 wird von dort das "Birresborner-Sauer-Wasser" exportiert - in den legendären Steinkrügen. Im großen Stil wird der Mineralwasservertrieb aber erst mit der Eröffnung der Bahnlinie Köln-Trier im Jahr 1871 betrieben - vorerst bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs. Die 1970er Jahre jedoch bedeuten das Ende dieses Sprudelbetriebes. 1982 werden die leerstehenden Betriebsgebäude abgerissen. 1912 wird nach dem Fund einer weiteren Quelle im Dorf und deren Verrohrung der Birresborner Phönix-Sprudel gegründet. Weil nach dem Zweiten Weltkrieg die Nachfrage durch die beiden Birresborner Quellen aber nicht mehr gedeckt werden kann, wird gebohrt. So kommt 1958 die "Adonis-Quelle" hinzu, die Heilwasser zutage fördert, sowie 1979 die "Aphrodite-Quelle", die leicht schwefelhaltiges Wasser führt. 1991 übernimmt der Gerolsteiner Brunnen den Phönix- Sprudel und steigert den Absatz. Am 11. November 2003 dann das Aus für den Phönix-Sprudel, nachdem in den Quellen Schadstoffe festgestellt werden. Bis heute sind die Quellen nachhaltig verunreinigt. Woher, ist nach wie vor unklar. mh

Kontext
Datum 29.01.2012
Quelle Quelle: Trierischer Volksfreund
Unternehmen Birresborner Phoenix Sprudel GmbH
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