Hier leben ist wie Urlaub machen...

Birresborn

Eifelgemeinde mit Herz

Pfarrgemeinde

Wenn der Herr Pastor Urlaub macht

Damit auch die Pfarrer Urlaub machen können und die Kirchen in dieser Zeit nicht etwa wegen Betriebsferien geschlossen werden müssen, besetzt das Bistum Trier die Pfarreien mit Urlaubsvertretungen.

Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind in diesem Sommer Geistliche aus Indien, Osteuropa und Afrika im Einsatz.

Pater Joseph Vadayaparambil aus Indien vertritt in diesem Sommer Pfarrer Ralf Pius Krämer in Birresborn. Die deutsche Sprache hat er in Rom gelernt. TV-Fotos: Alexander Schumitz (1)/Uwe Hentschel (1)

Sam James Vengattoor aus Indien übernimmt bereits seit einigen Jahren die Ferienvertretung in Kyllburg. Birresborn/Kyllburg. Dass der Pfarrer gerade in diesem Moment irgendwo eisessend am Strand liegt und sich in seiner bunten Badehose die Sonne auf den Bauch scheinen lässt, passt vielleicht nicht unbedingt in das Bild, das gläubige Katholiken von ihrem Hirten haben. Doch auch Geistliche haben Anspruch auf Urlaub. Und wo sie den verbringen, ist ihnen vollkommen frei überlassen. Das Einzige, was an dieser Stelle geklärt sein muss, ist die Frage der Urlaubsvertretung.
Und weil das Bistum Trier gerade in den Sommermonaten den Bedarf an Pfarrern mit dem eigenen Personal nicht decken kann, wird es seit mehr als 30 Jahren von Katholiken aus dem Ausland unterstützt. So sind beispielsweise allein in diesem Jahr 71 Geistliche im Trierer Bistum im Einsatz, deren Wurzeln ganz woanders liegen. Sie kommen aus Polen, Rumänien, Spanien, Kroatien und der Ukraine, aber auch aus Kanada, Indien und afrikanischen Ländern.
Augustine Nkwain aus Kamerun ist einer von ihnen. Der 44-Jährige ist bereits zum vierten Mal in Bitburg und übernimmt dort die Vertretung in der Pfarrei Liebfrauen. Er wohnt die Zeit bei einer Bitburger Gastfamilie. "Die Leute hier sind sehr nett", sagt Nkwain, überhaupt finde er Bitburg ganz toll. Er vertritt den einheimischen Pfarrer Thomas Weber in allen Bereichen, hält Messen, übernimmt Beerdigungen und verteilt die Krankenkommunion. Und das alles auf Deutsch. Dass er ziemlich gut Deutsch spricht, liegt daran, dass der 44-Jährige seit einigen Jahren an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt an seiner Promotion in Pastoralpsychologie arbeitet. Der Aufenthalt in Bitburg ist für Nkwain also so etwas wie ein Ferienjob.
Genau wie für Joseph Vadayaparambil, der im Südwesten von Indien eine Gemeinde leitet. Schon mehrfach war er als Pfarrvertreter in Deutschland, so auch in Birresborn. Er hat Pastor Ralf Pius Krämer in der Pfarrgemeinde St. Nikolaus mehrere Wochen vertreten. Auch Vadayaparambil war früher schon in der Eifel, aber auch als Pfarrvertreter in den Bistümern Regensburg und München. "Deutsch habe ich in Rom gelernt", erklärt der 48-Jährige. Ein Teil seines Verdienstes nutzt er in seiner Heimat, wo er auch eine kirchliche Schule fördert. "Die können alle Kinder besuchen. Dort lernen sie vor allem Schreiben und Rechnen." Pater Joseph liebt in Deutschland besonders Schnitzel mit Pommes. Aber eines kann er nicht verstehen: "In Indien kommen sonntags in meine Gottesdienste etwa 80 Prozent der Gemeindemitglieder. In Deutschland sind die Kirchen so leer."
Ebenfalls aus Indien ist die Vertretung in Schönecken. "Es gibt zwar manchmal kleinere Verständigungsprobleme", doch ansonsten funktioniere die Zusammenarbeit mit Pater Tomy Mani gut, sagt Jonas Leibisch vom Schönecker Pfarramt. Die Messen seien überhaupt kein Problem, und Gleiches gelte auch für die Beerdigungen, von denen es in der Vertretungszeit einige gegeben habe.
"Wir haben schon seit vier Jahren indische Patres als Vertretung, und die sind in der Regel alle sehr positiv aufgenommen worden", fügt Leibisch hinzu. "Sehr zufrieden" ist auch Regina Bohr, Pfarrsekretärin in Bollendorf, wo die Kirchengemeinde den ganzen Juli über von Pfarrer Waldemar Palecki aus Polen betreut wird. "Ein netter Mann, der auch sehr gut Deutsch spricht", sagt Bohr. Sprachlich nicht ganz so gut lief es anfangs in Sülm, doch habe sich Paul Kodannur aus Indien, der ebenfalls in Rom promoviert, "unheimlich viel Mühe gegeben", um das zu ändern" sagt Diakon Klaus Otten aus Röhl. "Deshalb hat sich alles auch sehr schnell eingespielt", fügt er hinzu. Bereits zum fünften Mal ist der Inder in die Eifel gekommen. Und Otten, dessen Familie den Geistlichen in dieser Zeit beherbergt hat, ist traurig, dass der angehende Doktor in diesem Sommer wahrscheinlich zum letzten Mal den Vertretungsposten übernimmt. "Das war schon eine schöne Zeit", schwärmt Otten.

Kontext
Datum 31.07.2012
Quelle Quelle: Trierischer Volksfreund
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