Hier leben ist wie Urlaub machen...

Birresborn

Eifelgemeinde mit Herz

Gewerbe

Kreissparkasse Vulkaneifel schließt Filialen

Birresborn/Gillenfeld/Stadtkyll/Uersfeld Automaten statt Mitarbeiter: Ortsbürgermeister in Stadtkyll, Gillenfeld, Uersfeld und Birresborn reagieren enttäuscht über Kreissparkasse.

 Erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe in den betroffenen Gemeinden stieß die Entscheidung der Kreissparkasse (KSK) Vulkaneifel, in den nächsten zwei Jahre ihre vier Filialen in Stadtkyll (ab 1. Juli 2020), Uersfeld (1. Oktober 2020), Gillenfeld (1. Juli 2021) und Birresborn (1. Januar 2022) in Selbstbedienungscenter inklusive Geldautomaten umzuwandeln. Als Grund für die Umstrukturierung hatte der KSK-Vorstandsvorsitzende Dietmar Pitzen die anhaltende Niedrigzinsphase sowie die verstärkte Kundennachfrage nach mehr digitalen Bankdienstleistungen genannt. Der TV hat sich in den vier Gemeinden umgehört.

Harald Schmitz, Ortsbürgermeister von Stadtkyll, sagt: „Für Stadtkyll, da müssen wir nicht drumherum reden, ist das schon ein Verlust. Der größte Tourismusort in der VG Gerolstein, mit rund 1500 Einwohnern und 60 000 Feriengästen pro Jahr, verliert eine bedeutsame Infrastruktur.“ Auch für die Bewohner der benachbarten Orte sei die KSK-Geschäftsstelle eine wichtige Anlaufstelle für Ihre Geldgeschäfte gewesen.

Er, so Schmitz, hätte sich von der KSK gewünscht, den Standort zu erhalten, zumal sich das Gebäude im Eigentum der KSK befindet. Schmitz betont: „Besonders für die älteren Bürgerinnen und Bürger ist diese Entscheidung ein Einschnitt.“ Zur Filiale in Jünkerath sind es drei Kilometer und nicht jeder habe eine Fahrgelegenheit, zudem sei die ÖPNV-Verbindung „auch nicht die Beste“. Wichtig ist für ihn, dass die KSK langfristig zumindest einen SB-Servicepunkt vorhält – wenngleich das nicht den gewohnten, persönlichen Service der Mitarbeiter ersetzen könne.

Schmitz sieht die „KSK, die seit 1955 gute Geschäfte in Stadtkyll gemacht hat, in der Pflicht“, wenn es um die „sinnvolle und für die Ortsgemeinde förderliche Nachnutzung der modernen Räumlichkeiten“ gehe. Und er fügt hinzu: „Zumindest haben wir ja mit der Volksbank Eifel und der Postagentur, die auch Bankgeschäfte vorhält, einen adäquaten Ersatz.“

Andreas Daniels, Ortsbürgermeister von Uersfeld ist ähnlich verärgert. Er sagt: „Das ist für unseren aufstrebenden Ort ein Schlag. Vor allem für die älteren Mitbürger ist das schlecht, da die ihren persönlichen Ansprechpartner wollen und brauchen.“ Was ihn vor allem enttäuscht, ist der Umstand, dass er vor fünf Monaten noch bei der KSK-Spitze gewesen sei, weil da die Öffnungszeiten der Filiale reduziert worden seien. „Ich bin davon ausgegangen, dass dadurch die Schließung vermieden wird und wir mit einem blauen Auge davonkommen. Und jetzt dies“, sagt Daniels. 

Wenn die KSK einerseits Steigerungen von fünf bis acht Prozent verzeichne, sie zudem einen gesellschaftlichen Auftrag habe und stets betont werde, dass der ländliche Raum gestärkt werden solle, „dann passt so eine Entscheidung überhaupt nicht“. Daniels befürchtet, dass „viele aus Uersfeld und dem Elztal, die bislang hier eingekauft haben und zur Bank gegangen sind, nun nach Ulmen fahren“. Er wolle sich daher nun mal mit den anderen betroffenen Ortsbürgermeistern kurzschließen und am Montag werde das Thema im Gemeinderat besprochen.

Karl-Heinz Schlifter, Ortsbürgermeister von Gillenfeld, sagt: „Wir müssen uns nichts vormachen: Die werden die Entscheidung nicht mehr zurückdrehen.“ Daher setzt er darauf, dass die KSK künftig rauskomme und Seminare im Umgang mit Online-Banking, dem Selbstbedienungsterminal und der App anbiete. „Ich habe die Zusage von KSK-Chef Pitzen, dass das mehrfach passieren wird“, sagt Schlifter, dem es wichtig ist, „die älteren Bürger mitzunehmen“. Immerhin ist Gillenfeld mit seiner „Sorgenden Gemeinschaft“ diesbezüglich Modellgemeinde. Er stellt sich sogar vor, dass die KSK (eventuell gemeinsam mit der Volksbank, die auch eine Filiale im Ort unterhält) einmal pro Woche eine solche Außendienst-Beratung anbietet. Schlifter: „Dann kann es darum gehen, dass der Seniorin geholfen wird, ihre Heizöl-Überweisung richtig zu tätigen.“ Die Stimmung im Ort schätzt er zweigeteilt ein: „Einige haben Verständnis, andere haben mir gesagt, dass sie die Bank wechseln wollen.“

Christiane Stahl, Ortsbürgermeisterin von Birresborn, meint: „Ich bedauere die Entscheidung natürlich.“ Dennoch könne sie nachvollziehen, „da es den Trend zum Onlinebanking natürlich gibt“. Sie sagt: „Viele Bürger haben bereits befürchtet, dass die KSK bald schließt. Jetzt wird es Anfang 2022 und wir werden sehen, wie wir damit umgehen. Es kommt darauf an, wie wir uns gegenseitig unterstützen.“ Denn die Filiale in Gerolstein ist acht Kilometer entfernt und nicht jeder kenne sich mit dem Online-banking aus. „Wenn die Leute mir rückmelden, dass sie Bedarf an Schulungen haben, werde ich den bei der KSK auch anmelden“, sagt die Ortsbürgermeisterin. Das Positivste an der Entscheidung ist für sie, dass „unser Kundenberater weiterhin für uns zuständig sein wird“.

 

Kontext
Datum 04.02.2020
Quelle Quelle: Trierischer Volksfreund
Gelesen 4051 mal
Foto