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Sie stehen auf den Schlauch

Die Firma Aqua Spa, die aus Altreifen Bewässerungssysteme herstellt, hat sich im ehemaligen Werk von Phönix Sprudel angesiedelt.

Vom TV Redakteur: MARIO HÜBNER

BIRRESBORN. Die Firma Aqua Spa, die aus Altreifen Bewässerungssysteme herstellt, hat sich im ehemaligen Werk von Phönix Sprudel angesiedelt. Dank vieler Aufträge sollen zu den 16 Arbeitsplätzen sechs weitere hinzukommen. Denn die Kunden, die mit dem Produkt ihre Golf- und Sportplätze, Gärten, Plantagen und landwirtschaftlichen Flächen bewirtschaften, stehen Schlange.

Wink des Schicksals: Fast auf den Tag drei Jahre ist es her, dass der Birresborner Phönix Sprudel mit seiner Hiobsbotschaft schockte: Wegen Verunreinigung der Quellen wurde die Mineralwasserproduktion gestoppt, das traditionsreiche Werk schloss, 25 Mitarbeiter verloren ihren Job. Ein schwarzer Tag für das Kylltal. Das war am 11. November 2003.

An diesem Freitag, den 17. November 2006, wurde wieder gelacht im ehemaligen Sprudelbetrieb: Die seit Jahresbeginn in Densborn (in den Hallen der Reifenfirma Leka) angesiedelte Firma Aqua Spa nahm offiziell ihre Produktion in Birresborn auf. Spontaner Kommentar von Ortsbürgermeister Josef Bach: "Ich bin heilfroh." Mit den gleichen Worten äußerte sich Alfred Ganser. Der Mürlenbacher hatte durch das Phönix-Aus seinen Job verloren, war drei Jahre arbeitslos und ist nun bei Aqua Spa beschäftigt. Er und 15 weitere Kollegen sorgen nun rund um die Uhr dafür, dass aus dem aus Altreifen gewonnenen Gummigranulat sowie aus dem Textilrohstoff Polyäthylen (PE) poröse Schläuche entstehen. "Mindestens 30 000 Meter pro Tag und das sieben Tage die Woche", sagt Betriebsleiter Ralf Koch.

Aufträge aus aller Welt

Denn das Produkt ist in aller Welt begehrt. Mit dem Bewässerungssystem werden ebenso Golfplätze wie Fußballstadien (unter anderem der des PSV Eindhoven), aber auch Plantagen oder Privatgärten mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Und, so kalkulieren die Firmenchefs, mit der zunehmenden Erderwärmung wird der Bedarf weiter steigen. "Es gibt Regionen, in denen Wasser mehr wert ist als Öl", sagt Mitinhaber und Prokurist Jürgen Fuchs. Neben Großaufträgen aus Italien und Spanien kommen vermehrt solche aus der arabischen Welt hinzu. Angesichts des darin schlummernden Potenzials "bekommen wir es im positiven Sinne mit der Angst zu tun", gesteht Fuchs.

Daher werde nun bereits überlegt, eine dritte Produktionslinie zu kaufen, wie Geschäftsführer und Gesellschafter Gerhard Friedel berichtet. Neben den bereits getätigten Investitionen von "knapp einer Million Euro" kämen dadurch weitere 400 000 Euro hinzu. Und zu den 16 Mitarbeitern weitere sechs. Friedel blickt noch weiter in die Zukunft: "Da in Birresborn maximal Platz für drei Maschinen ist, überlegen wir, ob wir nicht einen zweiten Produktionsstandort in Sizilien eröffnen." Denn auch der ebenfalls ins Auge gefasste Standort im Gewerbegebiet in Densborn würde "nur" für "zwei bis drei Maschinen ausreichen".

Dass Aqua Spa sich überhaupt im Kylltal angesiedelt hat, hat vor allem mit Erwin Lenerz zu tun. Der Chef des Reifengroßhandels Leka mit Sitz in Densborn ist Hauptgesellschafter von Aqua Spa. Er erinnerte sich: "Als ich zunächst hörte, dass es da Geschäftsleute gibt, die Schläuche produzieren wollen, dachte ich: Damit ist kein Geld zu verdienen. Als ich aber hörte, dass sie es aus Altreifen machen wollen, dachte ich sofort: Oh, sehr interessant!" Daher habe er sich an der Gründung der Firma beteiligt. Denn mittelfristig hegt er einen Traum: Nicht nur Reifen zu verkaufen, sondern die eigenen Altreifen ("Für die es bestimmt schon bald eine Rücknahmeverpflichtung auch in Deutschland geben wird", glaubt Lenerz) weiterzuverwerten und somit zusätzliches Geld zu verdienen. Ein Kreislauf. "Aber soweit sind wir noch nicht", sagt der Geschäftsmann. Noch nicht.

Kontext
Datum 18.11.2006
Quelle Quelle: Trierischer Volksfreund
Unternehmen AquaSpa Deutschland GmbH
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