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Drei Birresborner Musik-Ensembles musizieren in der Pfarrkirche
Birresborn (le). Das muss man sich einmal vorstellen: In dem 1300-Seelenort Birresborn gibt es drei hervorragende Musikensembles und mit über 100 aktiven Mitwirkenden gestalteten diese ein Adventskonzert in der Pfarrkirche! Viele hundert dankbare Zuhörer spendeten herzlichen Applaus und dankten aus dem Munde von Pastor Gerhard Schwan und Bürgermeister Josef Bach für das tüchtige Engagement.
Mit straffer Rhythmik in den punktierten Noten und Synkopen eröffnete der MGV unter seinem neuen Dirigenten Helmut Ehses das Konzert, nachdem zuvor die kleinen Jugendbläser das Adventslied "Macht hoch die Tür" intoniert hatten. Dabei war die sture, aber total richtige Spielweise des kleinen Trommlers (mit weichem Fell) zu bewundern gewesen. Zu bewundern beim MGV auch im "Ave Maria der Berge" die schönen Melodien, die die Tenöre über dem harmonischen Klangteppich nach dem glockenartigen "Dong-Dong" gestalteten. Ein feines Tenorsolo sang hier Helmut Reitz, während sich später Peter Monix und Gordon Schnieder als solide Solisten bewährten. Dieses "Ave Maria der Berge" klang gottlob so gar nicht nach glücklichen Kühen und Almdudler, sondern war ein sauber gearbeitetes Stück Musik aus der Feder von Otto Groll.
Bis auf eine etwas holprige Stelle im ersten Tenor gelang auch "Sei gegrüßt, du Bote des Herrn"; von Weihnachtsglocken erzählte "Der schönste Klang" und in "Lobe den Herrn, meine Seele" von Wolfgang Lüderitz war bis auf die Intonations-Trübung ab dem Taktwechsel die Darbietung wohltönend und transparent.
Auch der Kirchenchor unter Rudolf Hermes bot gute Leistungen, war homogen im Gesamtklang, sang nie überforciert und achtete auch in den Liedern von Hauptmann, Brettner und Bach/Gounod ("Ave Maria"; gut geeignet für Beerdigungen, Trauungen und andere betrübliche Anlässe) auf eine differenzierte Dynamik. Auch ohne Schlagzeug hatte Quirin Risches "Im Himmel tönet ein Jubelgesang" einen erfreulichen Swing und in den Stücken von Werner Koester und Willy Trapp floss die Musik federnd und leicht in ähnlichem Duktus wie etwa das mozärtliche "Veilchen".
Man kann sicher geteilter Meinung über die Auswahl der Stücke des Musikvereins unter Uli Schun sein. Ernst Majos "Serenade sentimentale" klang eher nach Trachtenkapelle Obermais auf der Kurpromenade von Meran vor dem sog. "Bauerngaloppreiten" (wer reitet da wen?) am Ostermontag und auch die Arrangements von Del Roma und Kolasch schienen nicht so recht in ein besinnliches Adventskonzert zu passen. Vollends deplaziert war aber nach Meinung des Rezensenten (nach dem schönen Trompetensolo von Frank Heinzen) der "Handel in Rock", ein irrer, wüster Klangbrei aus Bolero von Ravel und "Tochter Zion". Man schrak fast förmlich zusammen, als ohne Vorwarnung plötzlich im Schlagzeug ein Geknatter losging, als hätte sich die "Feuerwerksmusik" von 1749 mit den Henkersknechten der chinesischen Prinzessin Turandot vermengt. Damit kein Zweifel aufkommt: Der Musikverein Birresborn ist ein hervorragendes Blasmusik-Ensemble, aber auf dem Musikalienmarkt gibt es Besseres für ein Adventskonzert. Die Qualitäten des MV verpuffen leider bei solch unseligen Stücken. Die Intonationsreinheit der Holzbläser, die gute Durcharbeitung der Mittelstimmen und das sichere Bass-Fundament ließen sich zusammen mit den Farbtupfern der Lyra und dem gelegentlich verwendeten sicheren Schlagzeug an lohnenderen Objekten einsetzen. Und Dirigent Uli Schun sollte gelegentlich das "Alla-breve"-Dirigieren lernen.
Rundum aber: Ein schönes Konzert, wenn auch mit ein paar harten Nüssen im Advent. Ludwig Esser
Fotos: Helga Boudriot-Esser
Kommentar:
Sehen Sie sich besser den Artikel des TV vom 19.12.2001 an!
Gabi Vogelsberg schrreibt das, was 398 weitere Zuhörer gedacht
haben. Die unter anderm über 100 Aktiven des Konzertes haben sich
sicherlich sehr darüber gefreut. Ich bin mir sicher die meisten waren
sogar ein wenig Stolz.
Über den Artikel des neuen Redakteurs der Eifelzeitung für den hiesigen
Bereich fällt mir nur sehr wenig ein.
Das Foto ist recht gut gelungen. Das war es aber auch schon.
Zum Text: Wahrscheinlich hatte er seine Ohren nicht gewaschen! Als ich den
Lehrer a.D. Esser Anfang Dezember in Gerolstein sah, konnte ich dies schon
bewundern. Anders ist dieser Bericht nicht zu erklären.
Sicherlich werden sich die Verantwortlichen der drei mitwirkenden Vereine
entsprechend öffentlich äußern um den ehrenamtlichen Aktiven den Rücken zu
stärken. Man darf gespannt sein!
(Johannes Burggraf, Mitwirkender beim MGV Birresborn)
Datum | 18.12.2001 |
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Quelle | Quelle: Eifelzeitung |
Vereine | Kirchenchor Männergesangverein Musikverein Birresborn 1912 e.V. |
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